Grünland im Umbruch
Lebensraum von über 50% unserer Arten wird weiter dezimiert.
BfN veröffentlich Positionspapier
Bonn, 02. Oktober 2008: "Die Entwicklung ist alarmierend, wir können uns keine weiteren Grünlandverluste leisten", mahnte die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN), Prof. Dr. Beate Jessel, zur heutigen Veröffentlichung eines Positionspapiers ihres Amtes zur Situation des Grünlands und zur notwendigen Anpassung und Weiterentwicklung der nationalen und europäischen Agrarpolitik.
Grünland beherbergt als Lebensraum in der Agrarlandschaft mehr als die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Arten. Trotzdem verliert dieser Lebensraum weiterhin sowohl an Fläche als auch an Qualität. Schleswig-Holstein hat z.B. im Jahr 2008 gegenüber 2003 mehr als 5% seines Dauergrünlandanteils eingebüßt, und auch andere Bundesländer nähern sich der 5% Marke; kleinräumig können sich die Grünlandverluste dabei noch weitaus gravierender gestalten. Die Hauptursache für den Rückgang ist in der weltweit hohen Nachfrage nach Agrarprodukten, verstärkt durch die Förderung der Erzeugung von Biomasse, zu sehen. Dies lässt den intensiven Anbau landwirtschaftlicher Produkte nicht nur auf Ackerstandorten attraktiver werden. Zunehmend wird auch Grünland intensiviert oder in Ackerflächen umgewandelt. Und dies nicht nur auf bereits intensiv genutzten Agrarflächen, sondern mit regionalen Schwerpunkten auch auf ertragsschwachen Standorten, die vormals artenreich und für Naturschutz und Landschaftsbild wertvoll waren, wie z.B. in Flußauen und in Natura 2000 Gebieten. Dabei hat die Europäische Union im Rahmen der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik die Mitgliedsstaaten verpflichtet, der Erhaltung von Dauergrünland besondere Beachtung zu schenken.
Der Verlust von die Landschaft bereichernden Grünlandbeständen mit ihrer so einmaligen Artenvielfalt lässt nicht nur das EU-Ziel, den Verlust an biologischer Vielfalt bis 2010 zu stoppen in weite Ferne rücken sondern konterkariert auch Ziele der nationalen Biodiversitätsstrategie für den Agrarraum. Aber auch aus Gründen des Klimaschutzes ist ein Grünlandumbruch kontraproduktiv, denn es werden dabei zunächst in großem Ausmaß klimaschädliche Gase freigesetzt. „Angesichts des Drucks auf den Agrarmärkten müssen wir Erhaltung und Schutz des Dauergrünlands aktiv befördern“ betonte Prof. Jessel. "Notwendig ist die Förderung einer naturverträglichen und klimafreundlichen Grünlandbewirtschaftung, die für Landwirte rentabel ist und die Landschaft für Bewohner und Erholungssuchende attraktiv hält".
Das Positionspapier des BfN mit entsprechenden Empfehlungen zur Anpassung und Weiterentwicklung der nationalen und europäischen Agrarpolitik steht unter dem Titel "Where have all the flowers gone? Grünland im Umbruch" als Download zur Verfügung.
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