Dienstag, 4. Juni 2013

Naturkundliche und kulturhistorische Quellenwanderung

Sonntag, 26. Mai 2013
Text und Fotos: Daniel Salzer, NABU Neustadt

Morgens um 8 Uhr trafen sich auf dem Parkplatz der Kaltenbrunner Hütte trotz Kälte und Nässe und der düsteren Wettervorhersage etwa 15 Naturinteressierte zur Quellenwanderung.
Organisiert wurde diese verbandsübergreifende Naturerlebnis-Exkursion des BUND, GNOR, NABU und POLLICHIA von Volker Platz; geführt und moderiert von Klaus Hünerfauth.

Nach einer kurzen Einführung ging es los zur ersten Station, einer Brauwasserverkostung am Kaltenbrunnen. Eine gefasste Quelle direkt am Parkplatz, die früher das Wasser für das Pfalz-Bräu geliefert hat, heute nur noch an die Neustädter Notfall-Wasserversorgung angeschlossen ist.
Weiter ging die Tour über mehrere Stationen das Finstertal hinauf. Vorbei an der Windloch-Quelle, wo man an einem wärmeren Tag einen kühlen Luftstrom aus dem Berg hätte fühlen können. An den Fischteichen entlang, auf deren Höhe die Bischofskehl-Quelle liegt zu den Woogwiesen. An einer alten Staumauer-Ruine erfuhren wir unter Anderem wie man fossile Sediment-Rippeldünungsprofile interpretiert und dass der frühere Fischteich (mittelhochdeutsch: Woog) weiter oben im Tal lag. Spätestens jetzt war allen klar, dass Herr Hünerfauth nicht nur ein versierter Geograph, sondern auch ein wandelndes Herkunfts-Wörterbuch und elitär auf dem Gebiet der Lokalgeschichte ist.
Der Förster Jens Bramenkamp, der uns mit seiner Diensthündin Freya begleitete, ergänzte die Führung noch mit interessanten forstwirtschaftlichen und waldbiologischen Informationen.
Ein kurzer Abstecher querfeldein zu einer feuchten unauffälligen Senke umwachsen mit Sumpfdotterblumen und Mädesüß – der Woogwiesen-Quelle, derentwegen Hambach einmal fast Kurort geworden wäre.
Und dann weiter Tal aufwärts, vorbei an der Enggleis-, der Weiher-, der Buchenloch und der Arschkerb-Quelle. Überall gab es reichlich Informationen zu erdgeschichtlichen Entstehung und Entwicklung, zur Morphologie, Mineralogie und Wasserchemie zur ökologischen Bedeutung und der jeweiligen speziellen Quell-Botanik und schließlich der Nutzung und Benennung durch die Menschen der jüngeren Geschichte.



Ergänzt und bereichert würde die Führung immer wieder durch ornithologische Zwischenmeldungen von Volker Platz, dessen hochspezialisiertes Gehör sofort jeden Waldvogelruf aus dem stetig lauter werdendem Prasseln des Regens herausfilterte und uns über Art, Lebensweise und Zugverhalten aufklärte. Zu hören waren unter Anderem: Fitis, Waldlaubsänger, Zilpzalp, Haubenmeise, Buchfink, Zaunkönig, Amsel, Singdrossel, Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Grauschnäpper und Mönchsgrasmücke.
Bein anschließenden steilen Anstieg in Serpentinen den Berghang hinauf konnte man sich wieder etwas aufwärmen. Und zur Belohnung kehrte die ganze Gruppe oben auf dem Berg ins Wirtshaus auf der hohen Loog ein und stärkte sich mit einer guten Mahlzeit. Eine gute Gelegenheit Kontakte zu knüpfen unter den wetterfestesten Naturfreunden der Region und für interessante Gespräche.
Auf dem Abstieg gab zunächst noch die Kühunger-Quelle zu erkunden, für die nicht der „Hunger“, sondern das veraltete Verb „ungern“ für „Mittagsrast halten“ namensgebend war. Dort gab es Fadenmolche und die botanischen Besonderheiten Königsfarn und geflecktes Knabenkraut zu entdecken. Und etwas oberhalb zeigte K. Hünerfauth uns noch die Stelle an der das Kühunger-Quellwasser, das nicht durch ein Drainagerohr in die gefasste Tränke geleitet wird, auf breiter Fläche zwischen zwei Gesteinsschichten austritt. Dort ist am Hang ein Quellsumpf mit hohen Pfeifengrasbulten und seltenen Torfmoosen entstanden; eines von vielen bemerkenswerten Kleinoden am Wegrand, an denen mancher der Teilnehmer schon oft unwissend vorbeigekommen war, auf die wir nun aufmerksam gemacht wurden.
Die letzte Quelle auf der Tour war dann die Sternbergquelle, benannt nach der „Stern“ mit der der Pfälzer seine Stirn meint. Und letzter Halt wurde am Hambacher Sauhäusl gemacht, der Ruine eines mittelalterlichen Schweinepferches inmitten eines alten Buchen-Hallenwaldes. Im Licht der ersten Sonnenstrahlen nach dem Regen, die gefiltert durch das frische grüne Laub und aufsteigende Dampfschwaden, auf die moosbedeckten Steine fielen, ein fantastisch schöner Ort.
Ein guter Abschluss für eine rundum gelungene und lehrreiche Exkursion.



Vielen Dank von meiner Seite an die Organisatoren,

Daniel Salzer, NABU Neustadt


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